Uruguay: Workshop und Film

Workshop mit Yannik Holsten und Film “Die Zwölfjährige Nacht” im Rahmen unserer Lateinamerika-Reihe.

17.30–19.00 Uhr: Workshop: Produktives Erinnern in Uruguay

Am 27. Juni dieses Jahres jährte sich zum 50. Mal der Staatsstreich in Uruguay, der den Beginn einer zwölf Jahre andauernden zivilmilitärischen Diktatur markierte. Die im Namen des Staates verübten Verbrechen gegen Tausende Zivilist*innen haben sich tief in das Bewusstsein der uruguayischen Gesellschaft eingebrannt. Viele Opfer und deren Familien leben noch heute in dem schmerzvollen Bewusstsein, dass die Mehrheit der für die Verbrechen Verantwortlichen unbehelligt zwischen ihnen lebt und sich die Wahrscheinlichkeit, ungeklärte Schicksale „Verschollener“ zu ermitteln und die Täter einer rechtsstaatlichen Verfolgung zuzuführen, mit jedem Jahr verringert.

Gleichzeitig befleißigen sich Teile der aktuellen Regierung, jede Form der Erinnerungskultur zu diskreditieren und die Diktaturzeit gemeinhin als abgeschlossenes Kapitel der nationalen Geschichte ohne Auswirkungen auf die heutige Zeit zu bewerten. Doch im Austausch mit direkt und indirekt von den Verbrechen Betroffenen wird deutlich, dass dabei die Lebensrealität vieler Menschen im Land verkannt wird. In dem Workshop geht es um die verschiedenen Formen der Vergangenheitsbewältigung von Zeitzeug*innen und darum, wie die Debatte und das öffentliche Bewusstsein durch sie
gewinnen können.

Yannik Holsten, geboren 1997 in Hamburg, verbrachte nach dem Abitur ein Jahr in Kolumbien als Freiwilliger des „weltwärts“ Programms der Bundesregierung. Zum Abschluss seines Studiums der Politik, Verwaltung und Organisation an der Universität Potsdam absolvierte er ein halbjähriges Praktikum im Bertolt Brecht Haus (Casa Bertolt Brecht) in Montevideo, Uruguay. Dort führte er im Auftrag der BUXUS STIFTUNG Interviews mit Zeitzeug*innen der zivil-militärischen Diktatur.

Eintritt: 15,– € (darin enthalten: Workshop, Essen und Trinken und Film) / ermäßigt* 10,– € / Soli-Preis** 20,– €
Wir freuen uns über eine Anmeldung für den Workshop bis zum 31. Oktober 2023 bei: magdalena.koehler@buxus-stiftung.de


19.00–19.30 Uhr: Pause (mit Catering)


19.30–21.30 Uhr: Film: Companeros – La Noche de 12 Anos / Die Zwölfjährige Nacht

Regie: Álvaro Brechner, 122 Min., Argentinien, Deutschland, Spa-
nien, Uruguay, Spanisch mit deutschen Untertiteln, 2018
Der Film erzählt die zutiefst bewegende Geschichte dreier Gefährten (Companeros)
in Uruguay, die trotz aller Schrecken und trotz Folter und jahrelangem Gefängnis letztendlich ermutigend ist. Es ist eine beinahe unglaubliche Geschichte von der Kraft menschlichen Geistes, basierend auf dem Roman Memorias del Calabozo des uruguayischen Schriftstellers Mauricio Rosencof und des späteren uruguayischen Verteidigungsministers Eleuterio Fernández Huidobro. Der dritte im Bunde ist José Pepe Mujica, später Staatspräsident Uruguays, der mit seinen beiden Gefährten zwölf Jahre in Isolationshaft eingesperrt wird. Es ist die Zeit der Militärdiktatur in Uruguay von 1973 bis 1985, die wie in anderen Ländern Lateinamerikas in dieser Zeit Tausende inhaftiert, foltert und ermordet, die sich für mehr soziale Gerechtigkeit und Freiheitsrechte einsetzen. Nach der Zerschlagung der Guerillabewegung Tupamaros werden in einer Militäroperation, die zwölf Jahre dauern wird, neun Tupamaros-Gefangene in verschiedenen Kasernen im Land einer Form der Folter ausgesetzt, die ihre psychische Widerstandskraft brechen und sie in den Wahnsinn treiben soll. Über ein Jahrzehnt werden sie inwinzigen Zellen isoliert, wo sie die meiste Zeit mit Kapuze, gefesselt und schweigend verbringen müssen. Diese „Nacht der 12 Jahre“ bringt sie an ihre ultimativen Grenzen, doch der Film erzählt, wie sie es dennoch geschafft haben, sich nicht demütigen zu lassen und zu überleben.

Der Film wurde weltweit vielfach ausgezeichnet.

Eintritt: 10,– € / ermäßigt* 5,– € / Soli-Preis** 15,– €