Navigation: Informationen • Block A • Block B • Block C • Chile
50. Kunstauktion von Amnesty International Bochum
10. Dezember 2023 von 12-17 Uhr im Prinz-Regent Theater
Vor 50 Jahren putschte das Militär in Chile unter Führung von General Pinochet gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende. In den folgenden Jahrzehnten beging das Militärregime unzählige Völkerrechtsverbrechen und grausame Menschenrechtsverletzungen. Die verfassungsmäßigen Rechte wurden ausgesetzt, der Kongress aufgelöst und im ganzen Land der Ausnahmezustand verhängt. Folter und Verschwindenlassen wurden zur Staatspolitik. Zahlreiche Menschen mussten fliehen; manche von ihnen fanden in Bochum Zuflucht. Hier organisierte sich sofort nach dem Putsch eine breite Solidarität mit den Opfern und Überlebenden der Militärdiktatur und ihren Angehörigen. Daran erinnert aktuell die umfangreiche Veranstaltungsreihe des Bochumer Bündnis “Solidarität und Erinnerung”, die noch bis Ende des Jahres läuft.
Auch für die Bochumer Gruppen von Amnesty International wurde Chile über Nacht zu einem Schwerpunkt unserer Arbeit. Im selben Jahr gründete sich in Bochum eine Amnesty-Koordinationsgruppe, die ausschließlich zu Chile arbeitete. Dass die Kunstauktion im selben Jahr zum 50. Mal stattfindet wie sich der Putsch in Chile zum 50. Mal jährt, ist Zufall – dennoch spielte Chile auch für die Kunstauktion immer wieder eine Rolle, etwa wenn im Gefängnis hergestelltes Kunsthandwerk aus Chile versteigert wurde.
Daran möchten wir in diesem Jahr mit der Versteigerung einer Serie von 32 Grafiken unter dem Titel “Das Volk hat Kunst mit Allende” anknüpfen. Sie stammt von einer Wählerinitiative bildender Künstler:innen, die die Siebdrucke 1970 zur Unterstützung des Präsidentschaftswahlkampfs Salvador Allendes in landesweiten Ausstellungen zeigte. Die hier zur Versteigerung angebotenenen Nachdrucke wurden kurz nach dem Putsch von der Fabrik K14 in Oberhausen in einer Auflage von 1000 Exemplaren produziert und zugunsten vom Militärregime verfolgter Chilen:innen zum Verkauf angeboten. Als Teil der 50. Kunstauktion sollen sie nun der Menschenrechtsarbeit von Amnest International zugute kommen – und damit letztlich zu einem Teil auch wieder unserem Einsatz für die Menschenrechte in Chile.
Informationen zur Versteigerung:
- Objekt: Mappe “Das Volk hat Kunst mit Allende” mit 32 Grafiken, 1973, Exemplar 920
- Maße: 86 x 61 cm; Blätter 83 x 59 cm
- Mindestgebot: 300 Euro für die gesamte Mappe oder 10 Euro je Grafik
- Listenpreis (Antiquariat): 1200 Euro
- Zustand: Mappe ist abgenutzt, Blätter jedoch gut erhalten
* Das Verzeichnis der Blätter und ihrer Autoren auf der Rückseite der Mappe führt nur 31 Werke auf, nennt aber die Zahl von 32 Werken. Grafik 32) lag der Mappe bei, wird aber nicht näher benannt.
Covertext zu: Das Volk hat Kunst mit Allende (El pueblo tiene arte con Allende)
– 32 chilenische Künstler unterstützen im Präsidentschaftswahlkamp 1970 Allende –
Wir, die bildenden Künstler der Unidad Popular, eröffnen die Grafik-Ausstellung am gleichen Tag und zur gleichen Stunde in ganz Chile. Wir wollen vor unserem Volk diesen historischen Augenblick als ein überzeugendes Beispiel dafür festhalten, welche Funktion unter der zukünftigen Regierung Salvador Allendes Kunst und Kultur zu erfüllen haben.
Unsere Ausstellung, die von Tausenden und Abertausenden von Chilenen unterschiedlichster sozialer Schichten und unterschiedlichsten Bildungsniveaus gesehen werden wird, bringt unsere glühende Sehnsucht zum Ausdruck, daß die Kunst aufhören möge, Einzelwerk zu sein, das nur die Reichen erwerben können. Die Kunst soll nicht länger das Privileg einiger weniger sein. Wir lehnen mit Nachdruck die Kunst als Handelsobjekt ab. Die ungerechte Situation, in der wir unter dem kapitalistischen System standen, mindert unseren Rang als Künstler und teilt zugleich die Menschen ein in Bürger erster und zweiter Ordnung.
Wir glauben, daß aufgrund ihres sozialen Charakters Kunst und Kultur im Dienst aller stehen und für alle erreichbar sein sollten. In der zukünftigen Regierung der Unidad Popular, die vom Willen der Mehrheit des Volkes getragen wird, sollen die bildenden Künste, Musik, Theater, Literatur, Ballett und Film nicht mehr ein Privileg Einzelner sein, sondern unveräußerliches Recht aller Menschen wie das Recht auf Brot, Wohnung, Arbeit und soziale Sicherheit.
Wir wollen eine Kunst schaffen, die Zeugnis ablegt vom Kampf und von der Wirklichkeit unseres Volkes, eine freie Kunst, die sich nicht kolonisieren läßt, die rebellisch und neu ist, eine mutige und unbestechliche Kunst. Unter den neuen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Bedingungen, die wir schaffen werden, werden sich Künstler und schöpferische Kräfte vermehren.
Das wirtschaftliche Elend und das Fehlen von Ausbildungsmöglichkeiten ersticken heute unzählige Talente bereits im Keim. Die Jugend braucht ein Heute und kein verschwommenes Morgen voller leerer Versprechungen.
Vor allem für die Jugend werden wir eine neue Gesellschaft schaffen, die es erlaubt, daß sich alle Fähigkeiten menschlichen Seins entfalten können. In dieser neuen Gesellschaft sollen Brüderlichkeit, Solidarität, Kooperation und gegenseitige Achtung herrschen; der Mensch soll sich in ihr Mensch nennen können.
Diese Ausstellung beschreitet neue Wege auf der Suche nach neuen Arbeitsformen, ist eine Verpflichtung, der sich noch viel mehr Künstler unterwerfen müssen, und stellt sich offen gegen die monströse Lügen-, Terror- und Verleumdungskampagne, die Reaktion und Imperialismus loslassen.
Wir sind unbeugsam in unserem Entschluß, für eine freie, nationale, demokratische und volkstümliche Kunst zu kämpfen. Deshalb ist unser gemeinsames Handeln zugleich eine brüderliche Botschaft an das glühende Herz unseres Volkes.
Navigation: Informationen • Block A • Block B • Block C • Chile